SN-Sportredaktor Daniel Koch hofft, dass der Stadtrat, der zwischen den Streitparteien FC Schaffhausen und Fontana Invest II vermitteln will, helfen kann.
von Daniel Koch
Man muss es Stadtpräsident Peter Neukomm und Stadtrat und Sportreferent Raphaël Rohner hoch anrechnen, dass sie die Bedeutung der Differenzen zwischen dem neuen Besitzer des FC Schaffhausen, Roland Klein, und der alten Eigentümer, der Fontana Invest II/Agnes Fontana, richtig eingeschätzt haben. Folglich wurden die beiden Politiker tätig und haben eine FCS-Taskforce ins Leben gerufen.
Um es einmal ganz drastisch auszudrücken: Die Differenzen der beiden Parteien rund um den Challenge League Club FC Schaffhausen und dem Stadionbesitzer könnte zum Ende des Profifussballs in der Munotstadt führen. Und das ausgerechnet in dem Jahr, wenn das 125-jährige Bestehen des Clubs gefeiert wird. Der FC Schaffhausen ist damit einer der ältesten Clubs des Landes und hat in dieser Zeit viele Höhen und Tiefen erlebt. Man war mehrfach in der Nationalliga A und der Super League, also in der Beletage des hiesigen Fussballs, musste aber auch Abstürze bis in die 2. Liga hinnehmen, um sich danach wieder aufzurappeln und wieder in den Kreis der grossen Schweizer Fussballclubs zurückzukehren. In der Phase der Coronapandemie droht dem Club wieder ein Super-GAU. Zunächst einmal wurde dem FCS die Lizenz in der ersten Runde von der Swiss Football League verweigert. Denn der FC Schaffhausen kann keine Spielstätte vorweisen, weil die Stadionvermieterin den Vertrag gekündigt hat und den Club samt 150 Junioren aus ihrem Stadion verweisen möchte. Dass gleichzeitig eine Mietzinsforderung über eine Million Franken pro Saison einging, passt ins Bild. Als aussenstehender Beobachter dachte man, dass der FC Schaffhausen und die früheren Clubbesitzer an einer guten Zusammenarbeit interessiert seien. Mit einem Meistertrainer an der Seite (Murat Yakin), einem Co-Trainer und Sportchef mit weit über 100 Länderspielen im Hintergrund, hoffte man, dass der Club mittelfristig erneut in die höchste Liga aufsteigen könnte. Die Infrastruktur war vorhanden, die Coronakrise mit ihren Restriktionen für die Zuschauer schien nach einiger Zeit überwindbar zu sein. Leider ist dem nicht so, weil die Differenzen zwi- schen den Parteien zu gross erscheinen. Doch wer ist der Schuldige, wer das Opfer? Sicher ist auf jeden Fall, dass beide Seiten Fehler gemacht haben. Wollte man sich nicht einigen? Wie soll es weitergehen? Zwingend ist auf jeden Fall, dass beide Parteien aufeinander zugehen. Die Helfer aus der Politik sind zudem gefordert, Lösungen zu präsentieren, damit nicht das modernste Stadion der Schweiz zu einer Ruine verkommt. Wo können die Profis und der talentierte Nachwuchs bis zu der erhofften Lösung trainieren, und wie kann der Spielbetrieb aufrechterhalten werden? Akzeptiert die Swiss Football League einen möglichen «Sonderweg FCS»? Oder verschwindet der einst so stolze Fussballclub von der Landkarte der besten Vereine des Landes? Bleibt noch eine weitere Frage: Wie werden Murat Yakin und Clubbesitzer Roland Klein letztlich reagieren, wenn es nicht gelingt, eine für alle akzeptable Lösung zu finden? Dass die Vermieterin marktkonform und fair vom Mieter bezahlt wird? Ist es möglich, dass Klein & Co. ihr Ziel, mittelfristig in die Super League zu kommen, weiter- verfolgen können? Und hat Meistertrainer Murat Yakin die Geduld, weiter ein Topteam aufzubauen und es in die höchste Liga zu führen? Darum sollte man Neukomm und Rohner die Daumen drücken, dass sie eine gute Lösung finden.