Am 1. Dezember wurde die Ernte-Ausstellung im Museum zu Allerheiligen eröffnet und der Ernte-Kunstpreis an Nadja Kirschgarten verliehen. Mit ihrem Kunstwerk «Melodie», einem Ölgemälde, konnte sie die Jury überzeugen.
von Lynn Reichel
Das Museum zu Allerheiligen war an diesem Sonntag von vielen Stimmen und Menschen erfüllt. Im Saal der neuen Ernte-Ausstellung versammelten sich die Künstlerinnen und Künstler mit ihren Familien und Kunstinteressierten. Über 80 Kunstwerke von insgesamt 19 Künstlerinnen und Künstlern verteilen sich auf drei Räume. Alle schauen sich interessiert um, mit den Kunstschaffenden wird über ihre Werke geredet. Es ist laut, die Stimmung ist heiter. Der Raum ist erfüllt von Farben, Formen und Texturen.
Nach den Begrüssungsworten von Raphaël Rohner, Gesa Schneider, Direktorin des Museums, Stephan Kuhn, Präsident des Kunstvereins Schaffhausen, und Isabelle Köpfli, Kuratorin der Ernte 2024, wurde der Ernte-Kunstpreis verliehen. Als Philip Früh von der Mobiliar das Couvert öffnet und den Namen der Künstlerin Nadja Kirschgarten verkündet, ist die Freude im Publikum gross. Nadja Kirschgarten hält eine kurze Ansprache und bedankt sich bei allen, die sie auf ihrem künstlerischen Weg unterstützt haben.
Die 45-jährige Künstlerin ist überwältigt, dass sie den Preis gewonnen hat. «Dass ich diesen Preis von der Stadt bekomme, in der ich aufgewachsen bin, ist für mich sehr wertvoll und unterstützt mich auf meinem weiteren Weg», sagt Nadja Kirschgarten. Für sie ist es auch besonders schön, gerade in dieser Ausstellung ihre Werke zu präsentieren und den Preis zu gewinnen, weil sie sich mit vielen Kunstschaffenden aus der Region austauschen kann. «Wenn man als Kunstschaffender nicht gerade an einer Vernissage teilnimmt, ist man in seinem Atelier schon ziemlich allein», sagt Kirschgarten. Sie schätze dieses Zusammenkommen, welches solche Veranstaltungen bieten, sehr.
«Farbennerd»
Kirschgartens künstlerische Entwicklung begann im Alter von 16 Jahren. Zunächst malte sie ganz klassisch Rheinlandschaften und Porträts. «Mit 21 Jahren begann ich freier zu arbeiten, beobachtete viel und schuf schon eher reduzierte Bilder.» Sie habe viel ausprobiert, alle Stilrichtungen der Kunstgeschichte. Danach wurde sie sehr expressiv. Vor vier Jahren machte sie ihre letzte Veränderung durch. Heute ist ihr Stil von grossen Farbflächen geprägt, die manchmal flächig, manchmal aber auch plastisch sind. «Ich bin ein Farbennerd», gibt Kirschgarten zu. «Meine Kunst hat etwas Naives, aber meine Farben sind immer sehr ausdrucksstark geblieben.» In diesem Stil vereint sich alles, was sie bisher gemalt hat.
Inspiriert wird sie von den Menschen um sie herum und von dem, was in ihrem Leben passiert. Nadja Kirschgarten arbeitet viel mit ihrem Unterbewusstsein und lässt es in ihre Malerei einfliessen. «Die Malerei ist sehr stark von meinem Dasein auf diesem Planeten beeinflusst.» Während ihrer sechsmonatigen Residenz in Kairo erweiterte sie ihr Verständnis von Farbe und Raum. Sie schenkte unterbewussten Prozessen mehr Aufmerksamkeit. Dieser Aufenthalt ermöglichte es ihr, sich noch mehr zu befreien und damit dieses Bild zu schaffen.
Das Werk
«Melodie» ist ein grossformatiges Bild von 170 x 180 cm, das 2024 in Öl auf Leinwand gemalt wurde. Im Vordergrund des Bildes befindet sich ein schwebender weiblicher Körper, hinter dem eine männliche Silhouette und ein Tier, das ein Schwein sein könnte, zu sehen sind. Unter ihnen ist eine kleine zeltartige Behausung zu erkennen, den Hintergrund bilden Hügelformationen. Die Jury bestehend aus Gesa Schneider, Katja Schenker, Künstlerin aus Zürich, und Ismen Wyss, Co-Projektleiterin Kunst von der Mobiliar, begründet den Entscheid wie folgt: Kirschgartens Gemälde habe einen hohen Wiedererkennungswert, einen speziellen Umgang mit der Farbe und eine kräftige und überlegte Aussage.
Ihr Gemälde wird im Museum zu Allerheiligen zusammen mit über 80 anderen Kunstwerken ausgestellt. Diese wurden von der Kuratorin Isabelle Knöpfli arrangiert. Sie hat sich jedes Werk genau angeschaut und versucht, bestimmte Kategorien zu bilden. Kriterien waren dabei Farben, Materialien und auch Themen der Kunstwerke. Es ist ihr gelungen, ein harmonisches Bild in der Ausstellung zu schaffen.
Der erste und der dritte Raum sind sehr naturverbunden, mit Werken aus Ton und Metall. Der zweite Raum ist sehr expressiv, farbenfroh und laut. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Februar 2025 zu sehen.
Die Künstlerin freut sich über den Preis.