Konstruktiv und vertrauensbildend verlief die Informationsveranstaltung der Stadt Schaffhausen über das geplante Kinderzentrum Geissberg, an der rund 60 besorgte Quartierbewohner teilnahmen.
von Andreas Schiendorfer
Die städtische Strategie zur baulichen Gesamtentwicklung der Schule Schaffhausen ist als Ganzes unbestritten. Jedenfalls sagten am 3. März nicht weniger als 75 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Ja zur Erneuerung der Schulanlage Steig. Mit 77 Prozent lag am letzten Sonntag die Befürwortung der Emmersberg-Vorlage sogar noch etwas höher.
Trotz dieser deutlichen Rückendeckung sind die kommenden Vorlagen aber keine Selbstläufer. Soll das Kinderzentrum Geissberg – voraussichtlich im vierten Quartal 2025 – eine ähnlich hohe Zustimmung erhalten, sind die Verantwortlichen jedenfalls besonders stark gefordert.
Rumoren im Quartier
Dies deutete in den letzten Tagen ein unüberhörbares Rumoren im betroffenen Quartier an. Weite Teile der Bevölkerung befürchten nämlich, das Schulprojekt werde die Lebensqualität auf dem vorderen Geissberg nicht erhöhen, was selbstredend von allen Beteiligten angestrebt wird, sondern beeinträchtigen.
Die Informationsveranstaltung mit Aussprache vom Dienstagabend in der Aula des Bachschulhauses kam deshalb zum richtigen Zeitpunkt: nach dem Eingabetermin des Projektwettbewerbs Ende Mai, aber noch vor der ersten Sitzung des 16-köpfigen Jury- und Expertengremiums.
Rund 60 Quartierbewohnerinnen und -bewohner nutzten denn auch die Gelegenheit, um sich so detailliert wie möglich über das Projekt informieren zu lassen und gleichzeitig die eigenen Anliegen und Befürchtungen zu artikulieren, freundlich, aber doch mit Nachdruck.
Zwar mögen Aussenstehende den Geissberg wegen des Waldes beim Kantonsspital und ehemaligen Pflegezentrum als ausgesprochen grünes Gebiet wahrnehmen, doch der Bevölkerung auf dem vorderen Geissberg steht eigentlich nur ein einziger grösserer Ort der Begegnung und der Erholung zur Verfügung – im Bereich der beiden Kindergärten und der Familiengärten Hombärg. «Das ist unser Fronwagplatz», meinte ein Quartierbewohner, und jemand anders ergänzte: «Das ist unsere einzige grössere Grünfläche.» Doch müssen die Bewohner nicht das Schlimmste befürchten, angesichts des rund 6000 Quadratmeter grossen Planungsperimeters, in den selbst der Hartplatz auf der anderen Seite der Finsterwaldstrasse einbezogen worden ist?
Bernath kann Skepsis zerstreuen
Im Laufe des Abends gelang es Baureferentin Katrin Bernath (GLP) zusammen mit den Projektverantwortlichen des Hochbauamts und des Bildungsreferats, diese Skepsis zu zerstreuen oder zumindest sehr zu relativieren. Gerade die Grösse der Perimeterfläche erlaube es, die bestmögliche Lösung zu finden. «Mit dem gewählten Perimeter wird sichergestellt, dass wichtige Grünräume fürs Quartier, insbesondere die bestehende Fussballwiese und der Schlittelhang, für die Anwohner langfristig erhalten bleiben», heisst es dazu verbindlich in der 38-seitigen Wettbewerbsausschreibung. «Die Hartplatzfläche für das Quartier ist entweder am bestehenden Standort oder an anderer Stelle innerhalb des Planungsperimeters bereitzustellen.»
Zudem wies Bernath darauf hin, dass der Grosse Stadtrat am 5. März zum Schutz des Erholungsraums jenen Teil der Perimeterfläche, der sich in der Wohnzone befand, ebenfalls in eine Zone für öffentliche Bauten, Anlagen und Grünflächen (Zöbag) umgewandelt hat. Dies allerdings erst nach einer längeren Debatte, in welcher bürgerliche Bedenken betreffend «Vernichtung von Volksvermögen» durch die Zusicherung, andernorts die Wohnzone entsprechend zu erhöhen, ausgeräumt wurden. Nun kann unter Umständen höher als zweigeschossig gebaut werden.
Musa Miftari, Bereichsleiter Hochbau, unterstrich die Bedeutung der Aussenraumgestaltung bei diesem Projekt durch den Hinweis, dass neben Stadtplaner Marcel Angele mit Stefan Rotzler und Daia Stutz gleich zwei Landschaftsarchitekten als Fachpreisrichter in das von der Architektin Aita Flury geleitete Preisgericht gewählt worden sind.
Teil des Gesamtentwicklungskonzepts
Das Projekt Neubau / Entwicklung Kinderzentrum Geissberg ist Teil der im April 2021 von Bildungsreferent Raphaël Rohner und Baureferentin Katrin Bernath vorgelegten Konzepts zur Schulraumplanung, das berücksichtigt, dass es bis zum Schuljahr 2034/35 rund 700 schulpflichtige Kinder mehr gibt als zum damaligen Zeitpunkt. Schon 2021 war deshalb klar, dass es auf dem Geissberg vier statt zwei Kindergartenabteilungen brauchen wird.
«Unser Ziel ist es, dass die Kinder den Kindergarten und die Primarschule im Quartier besuchen können», betonte Kathrin Menk, Bereichsleiterin Bildung. «Gleichzeitig wollen wir das Angebot an Betreuungsplätzen in den Quartieren ausbauen. Auf dem Geissberg sind daher eine neue Tagesstruktur mit Kinderkrippe für etwa 45 Kinder ab vier Monaten sowie ein Hort für die dort beschulten Kindergartenkinder bis sechs Jahren vorgesehen.» Im Gegenzug könne man das wenig geeignete Kindergartenprovisorium im Krebsbach und die nicht zuletzt von Geissberg-Familien genutzte Kinderkrippe im Ringkengässchen aufheben.
Einer besorgten Mutter wurde erläutert, dass der Schulweg für Kindergartenkinder im Grundsatz nicht länger als ein Kilometer betragen sollte. Ganz allgemein sorgt man sich um die Zunahme des – hausgemachten – Verkehrs, auch in Hinblick auf Lärm und Sicherheit, nicht zuletzt auf dem Weinsteig. Die Stadt versuche, diesem Aspekt in der Planung Rechnung zu tragen, wurde versichert. Die zumindest teilweise unnötigen Elterntaxis seien aber hier wie andernorts ein leidiges Problem.
Quartierbevölkerung wird ernstgenommen
Zur Beruhigung der Versammlung trug die Tatsache bei, dass der Quartierverein Hochstrasse-Geissberg durch Co-Präsidentin Regula Bosshart in der Jury als Expertin mit beratender Stimme vertreten ist. Dora Dickenmann, die andere Co-Präsidentin, erklärte, man habe bereits im Juni 2022 in einer Stellungnahme auf verschiedene zu beachtende Punkte hingewiesen. Darunter befindet sich auch der Wunsch nach einer Toilette und einem Ort für gemeinsame Aktivitäten für erwachsene Quartierbewohner, in Form einer Boulebahn beispielsweise.
Abschliessend versicherte Baureferentin Katrin Bernath, die Anliegen der Quartierbevölkerung ernst zu nehmen. Entscheidend wird sein, wie stark die Jury einen quartierfreundlichen Aussenraum im Vergleich zu anderen Faktoren gewichtet und, wie eine Diskussionsteilnehmerin betonte, wie sehr sie beim Siegerprojekt auf einer entsprechenden Nachjustierung beharrt.
Die im Januar ausgeschriebene Aufgabe wird von den Architekten offensichtlich als ausgesprochen reizvoll und lösbar erachtet: Nicht weniger als 45 Arbeiten sind bis Ende Mai eingereicht worden. Die Jurierung erfolgt in zwei Schritten zwischen dem 4. Juli und 22. August, die Öffentlichkeit wird noch im Herbst informiert. Die Volksabstimmung wird mutmasslich im vierten Quartal 2025 stattfinden, das neue Kindergartenzentrum wird wohl auf Schulbeginn 2028 bezogen.