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Schaffhauser Nachrichten: Erster Ökumenische Medienpreis der Schaffhauser Landeskirche: Das sind die Gewinner

12 Apr. 2024

Am Mittwochabend wurde zum ersten Mal der Ökumenische Medienpreis der Schaffhauser Landeskirchen an drei Personen...

Es waren gewichtige Fragen, die am Impuls- anstelle des verschobenen internationalen Kirchentages in Schaffhausen gestellt wurden: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und wo bleibt die Ethik beim digitalen Wandel? Die Antworten waren ebenso gewichtig.

von Martin Edlin

Er hätte unter dem Motto «Du bist Hoffnung» zum grossen «Marktplatz des Austauschs und der Inspiration» werden sollen, der 18. Internationale ökumenische Bodensee-Kirchentag mit Gastrecht in Schaffhausen. Nun wurde er, coronabedingt, zwar auf das Bettag-Wochenende 2021 verschoben, doch am Samstag trat an dessen Stelle ein Impuls-Tag unter dem neckischen Titel «Hoffnung findet statt». Ersetzen konnte (und wollte) er jenes Gemeinschaftserlebnis mit der spontanen Begegnung von Menschen aus Kirche und Zivilgesellschaft nicht, wie man es von grossen Kirchentagen her kennt: Zu sehr blieb es bei vier isolierten Veranstaltungen im Zweistunden-Takt, zu denen sich jeweils eine sehr unterschiedliche Anzahl von Interessierten in der Kirche St. Johann einfand (dazu kamen jene, welche den Anlass im Livestream am Bildschirm verfolgten). Zu diesem «Es kam ganz anders» (so Stadtrat Raphaël Rohner, der zusammen mit Regierungsrat Christian Amsler die Veranstaltung eröffnete) gesellte sich noch mehr: Die als moderierende Gastgeberin und Sängerin vorgesehene Adriana Di Cesare musste in letzter Minute krankheitshalber ersetzt werden … durch Ladina Spiess, einstige DRS 1- und heute freischaffende Moderatorin, die ihren Einsatz bravourös meisterte.

Hoffnung über den Tod hinaus

Für das musikalische Intermezzo sprangen Stadtorganist Andreas Jud und Büsingens evangelischer Pfarrer Matthias Stahlmann mit besinnlichen Werken der klassischen Orgelliteratur und Lesungen ein: Texte von Kurt Marti, aus der Literaturpreis-Dankesrede von William Faulkner, aus einem Paulus-Brief und das ökumenische Glaubensbekenntnis. So wurde diese Stunde unverhofft zu einem geradezu sakralen Angebot. Das hier gesprochene Amen unterschied sich jedenfalls angenehm von der die Vorträge jeweils abschliessenden Aufzählung der Sponsoren. Man musste genau hinhören, um den tiefen Gehalt der in geradezu literarischer Form vorgetragenen Worte zu ermessen … beim ersten Vortrag, zu welchem der bereits 87-jährige Theologe Fulbert Steffensky das Podium im St. Johann bestieg. «Hoffnung über den Tod hinaus» war das Thema für den einstigen Benediktiner-Mönch, der zum Protestantismus konvertierte, als Professor für Religionspädagogik an der Universität Hamburg lehrte und heute als Buchautor in Luzern lebt.

«Beim gewaltlosen Einsatz für eine gerechte Welt duldet das Evangelium keine Neutralität.»

Fulbert Steffensky, Theologe

Für ihn und sein sozial-humanitäres Engagement steht die Frage, was es nach dem Tod gibt, gleichgewichtig neben derjenigen, was es vor dem Tod gibt. Die biblische Aussage «Gott wird die Toten nicht vergessen» gibt für Steffensky keinen Anlass zur Flucht von der Erde, sondern zum gewaltlosen Einsatz für eine gerechte Welt, wobei «das Evangelium keine Neutralität duldet».

Alles digital: Segen oder Gefahr

Im zweiten Vortrag traf die heute unser Leben prägende digitale Transformation auf die Ethik. Peter G. Kirchschläger, katholischer Theologe und Philosoph, der das Institut für Sozialethik an der Universität Luzern leitet, zeigte in seinem fulminanten, frei gehaltenen Referat die Ambivalenz der Digitalisierung auf. Was Segen, kann ethisch ebenso unverantwortlich sein: Kirchschläger suchte, dies ausleuchtend, sowohl heutige Alltags-Schauplätze wie futuristische Szenarien auf und machte deutlich, dass Ethik und (Digital-)Technik im Dialog und in Interaktion miteinander stehen müssen. Denn «der digitale Wandel fällt nicht vom Himmel … wir Menschen haben es in der Hand, ihn zur Chance oder Gefahr werden zu lassen». Dies bedeutet für ihn, dass wir es gar nicht zum Dilemma einer unausweichlichen Entscheidung kommen lassen dürfen, sondern viel früher darüber nachzudenken haben, wie sich die digitale Transformation, künstliche Intelligenz und Ethik zueinander verhalten.

Von Schöpfung bis Weltuntergang

Wo bleibt die Hoffnung bei solchen menschheitsentscheidenden Problemstellungen? Franz Hohler, der in seiner liebenswürdig-ironisch-humorvollen, tiefsinnigen Art grossartige Schweizer Kabarettist, Schriftsteller und Liedermacher, gab die Antwort bei seinem den Impulstag abschliessenden Auftritt, den er mit einer «Ansprache der Königin Corona an ihr Volk» begann, dann aus seinen Texten las, wo immer sie sich zwischen Schöpfung und Weltuntergang auf der Wegspur der augenzwinkernden Nachdenklichkeit bewegen. Und wenn ein Gebet des Christkatholiken Hohler mit den Worten beginnt «Lieber Gott, wir kennen uns leider nicht persönlich», so schien irgendwoher (vielleicht von dort oben, wo im St. Johann «Deus spes nostra est» zu lesen ist), ein «Doch, doch!» zu erklingen.

Der Impuls-Tag war tatsächlich – wie es Stadtrat Raphaël Rohner zu Beginn gesagt hatte – «weder als Verkleinerung dessen zu verstehen, was für den Kirchentag im Grossen geplant war, sondern als mutige Wiederaufnahme eines Garns, das wir sorgfältig und mit Bedacht weiterspinnen bis hin zum Bodenseekirchentag 2021 in Schaffhausen».

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Hoffnungsträger zwischen Schöpfung und Weltuntergang: Franz Hohler am Impuls-Kirchentag im St. Johann. Bild: Melanie Duchene

 

 
 
 
 
 
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