Gestern stellte das Wahlkomitee der FDP seine StadtratskandidatenRaphaël Rohner (bisher) und Diego Faccani (neu) vor. Dabei legte die Partei auch das Wahlkampfbudget offen.

 von Elena Stojkova

Mitten im Herblinger Industrie- und Gewerbegebiet, in einem Raum des Malergeschäfts Moretti, sassen gestern fünf FDPler und der ehemalige Stadtforstmeister Walter Vogelsanger, der die Medienkonferenz eröffnete. Vorgestellt wurden Bildungsreferent Raphaël Rohner und Grossstadtrat Diego Faccani als Kandidaten für die Gesamterneuerungswahlen des Stadtrats. Bewusst habe man als Standort für den Anlass «einen echten Schaffhauser Betrieb» gewählt, sagte Marcel Wenger, Präsident des Wahlkomitees. Die Partei wolle zeigen, dass sie auf die Leistungsträger der Stadt setzt und mit ihnen Schaffhausen vorwärtsbringen will.

Sowohl Rohner als auch Faccani seien als Führungspersonen stark, sagte Wenger. «Sie können Niederlagen einstecken.» Und sie würden auch dann weiterarbeiten, wenn die Bevölkerung ihnen einen Auftrag gebe, der nicht ihren Wunschvorstellungen entspreche.


Schulleitungen einführen

Gern stelle er sich für eine dritte Amtsperiode im Stadtrat zur Verfügung, sagte Rohner. Er wolle sich weiterhin für ein Schaffhausen mit sicheren Arbeits-plätzen, einem reichen Kultur- und guten Bildungsangebot einsetzen. Besonders stolz sei er auf die Kulturstrategie, die er lanciert hat. «Viele sagten, ich solle die Finger davon lassen», so Rohner. «Aber Führung heisst nicht, die Finger von etwas zu lassen, nur, weil man sich verbrennen könnte.» Seine Ziele für  die nächste Amtsperiode seien unter anderem die Einführung von Schulleitungen oder die Umsetzung des digitalen Wandels an den Schulen. «Und, ein Herzensprojekt: die Deutschförderung.» Deutsch sei der Schlüssel zur Gesellschaft.


Arbeitsplätze sichern

Der Grund, nochmals anzutreten, sagte Faccani, sei nicht, dass er bei der letzten Wahl das absolute Mehr erreicht hatte, aber überzählig auf der Strecke blieb. «Der Grund, warum ich nochmals antrete, ist die heutige Zusammenset-zung des Stadtrates.» Alle seien Akademiker, die meisten hätten eine Verwaltungskarriere hinter sich. «Nichts gegen studierte Leute, aber die Stimme und der Pragmatismus der Handwerker, der kleinen Leute fehlt in diesem Gremium grundsätzlich.» Die Stadt müsse sich jetzt dafür einsetzen, dass die Arbeitsplätze bei KMU und Industrie so sicher wie möglich sind. «Es sind solche Betriebe wie hier», sagte er und zeigte um sich, «die den Motor am Laufen halten.» Am Schluss seiner Rede sprach er auch davon, dass es kaum mehr Möglichkeiten gebe, die Stadt zu erweitern. «Um dennoch neue Wohnsituationen schaffen zu können, wäre meine Vision, die grösste Narbe auf Stadtgebiet zu schliessen.» Was er damit meint: eine Überdachung der Geleisekörper des Güterbahnhofs.

Britta Schmid, Vizepräsidentin der FDP, ergriff als Letzte das Wort – und legte das Wahlkampfbudget offen. Am 9. Februar hatte die Schaffhauser Bevölkerung Ja zu mehr Transparenz in der Parteifinanzierung gesagt. In Kraft ist das Gesetz noch nicht – trotzdem verriet Schmid, dass für den Wahlkampf 45 000 Franken budgetiert sind. Je einen Drittel des Betrags übernehmen die Partei und die beiden Kandidaten.

 

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Walter Vogelsanger, Alt-Stadtforstmeister; Grossstadtrat Diego Faccani; Marcel Wenger, Präsident Wahlkomitee; Stephan Schlatter, Präsident städtische FDP; Bildungsreferent Raphaël Rohner; Britta Schmid, Vizepräsidentin FDP (v. l. n. r.). BILD ROBERTA FELE