Vergangenen Donnerstagabend wählte die FDP Schaffhausen ihre Stadtratskandidaten: Neben Bildungsreferent Raphaël Rohner setzt die FDP auf Grossstadtrat und Kantonsrat Diego Faccani.

von Daniel Jung

Am 30. August finden in Schaffhausen die Stadtratswahlen statt. Klar ist bisher, dass im Gremium ein Sitz frei wird, weil Sozialreferent Simon Stocker (AL) nicht mehr ­antritt. Bekannt ist ebenfalls, dass die AL selbst keine Kandidaten präsentieren wird, sondern eine andere linke Kandidatur unterstützen will – wohl von der SP.

Seit gestern Abend steht nun fest, wen die FDP für die Stadtratswahlen nominiert. Das ist einerseits der bisherige Bildungsreferent Raphaël Rohner (62), der seit 2013 Mitglied des Stadtrates ist. Bis 2016 war er Baureferent, seit 2017 ist er für die Bildung zuständig.

Neben Rohner wurde gestern an der ­Parteiversammlung im Hotel Promenade Diego Faccani (54) nominiert. Faccani ist seit 2013 Mitglied des Grossen Stadtrats und seit 2017 auch im Kantonsrat. Er ist ­diplomierter Schuhmachermeister, betreibt das älteste Schuhgeschäft in der Schaffhauser Altstadt und ist Zunftmeister der Zunft zun Schuhmachern. Faccani ist verheiratet und hat einen Sohn.

«Ich bin ein typisches Altstadtkind», sagte Faccani gestern vor der Parteiversammlung. Schwimmen gelernt habe er im Tellbrunnen. Die Kandidatur für den Stadtrat sei die logische Konsequenz seiner bisherigen politischen Arbeit. «Ich möchte diese Stadt mitgestalten», sagte Faccani. Er sei bereit, auch über Parteigrenzen hinaus Lösungen zu finden – dies habe er etwa mit seinem Postulat zur Einführung von Schulleitungen im Grossen Stadtrat gezeigt. Trotzdem ist es ihm wichtig, den Einfluss der bürgerlichen Kräfte zu stärken. «Finanzpolitisch spielt die linke Mehrheit in den letzten Jahren zu stark», sagte Faccani. Eines seiner ersten Ziele im Stadtrat sei es, die verschiedenen Projekte klarer zu priorisieren.


«Ich will es nochmals wissen»

2016 hatte sich Faccani bereits einmal um einen Sitz im Stadtrat beworben. Er konnte damals 4642 Stimmen gewinnen, unterlag aber Katrin Bernath (GLP). Mit der Wahl Bernaths verlor die FDP einen Sitz in der Stadtregierung, der zuvor von Urs Hunziker (FDP) besetzt gewesen war.

Einen zweiten FDP-Sitz will Faccani nun zurückerobern. «Ich will es nochmals wissen», sagte er, obwohl ihn manche Angriffe im Wahlkampf von 2016 schon geärgert hatten – wenn etwa die Gegner herablassend schrieben: «Schuhmacher, bleib bei deinen Leisten.»

Mit Faccani setzte sich der politisch erfahrenere Kandidat durch. «Die Entscheidung fiel mit einer grossen Mehrheit und war sehr eindeutig», sagte Parteipräsident Stephan Schlatter nach der parteiinternen Diskussion, bei welcher die Medien den Raum verlassen mussten.

Faccanis Konkurrent um die Nominierung war Christian Stamm (47) gewesen. Stamm war erst vor wenigen Wochen der FDP beigetreten, was an der Versammlung zu kritischen Fragen führte. Stamm erklärte seinen späten Beitritt zur FDP mit seiner Medienarbeit: Er ist seit 1996 bei Tele D tätig, moderierte lange den politischen Stammtisch auf Radio Munot und ist heute Geschäftsführer der Frühzustell-Firma Schazo AG, welche auch die «Schaffhauser Nachrichten» ausliefert. «Ich war immer der Meinung, dass Menschen, die Medienarbeit leisten, nicht in eine Partei gehören», sagte er. Sympathien für die FDP habe er aber schon lange gehabt.

Stamm will nun auch Parteimitglied bleiben und sich im Wahlherbst anderweitig engagieren. Bekannt ist er auch als Vorstandsmitglied des Quartiervereins Herblingen. Bis Ende 2019 war er zudem zuständig für Marketing und Medien beim FC Schaffhausen. «Ich werde sicher nicht wild kandidieren», kündigte Stamm an.

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Drei FDP-Kandidaten stellten sich am Donnerstagabend zur Auswahl für den Stadtrat: Raphaël Rohner (bisher), Christian Stamm und Diego Faccani (v.l.n.r) – die Nomination der Partei erhielten letztlich aber nur Rohner und Faccani. Bild: Michael Kessler


«Leider ist darunter keine Frau»

Eine Findungskommission der städtischen FDP hatte vor der Nomination mit rund 40 Personen Kontakt gehabt. «Wir ­haben in alle Himmelsrichtungen telefoniert», sagte Kantonsrat Thomas Hauser. Mit Rohner, Faccani und Stamm habe die Kommission die drei fähigsten Kandidaten ausgewählt. «Sie sind das Beste, was wir ­Ihnen bieten können – leider ist darunter keine Frau», sagte er.

Die Wahl sei ein Richtungsentscheid, sagte Parteipräsident Stephan Schlatter. «Man sieht immer deutlicher, wie sich die linke Mehrheit durchsetzt», sagte er. Deshalb müsse die FDP unbedingt den verlo­renen Sitz im Stadtrat zurückholen.

Kontrovers diskutiert wurde die mög­liche Zusammenarbeit mit anderen Parteien, insbesondere der SVP. Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen wurde noch nicht gefällt, auch weil die Strategie der SVP noch nicht bekannt ist.