Die grosse Spendenaktion für das Museum Allerheiligen nach den Bomben vom 1. April 1944 war laut Isabelle Chassot auch ein Symbol für die Bedeutung der Kultur für eine Gesellschaft.

von Karl Hotz

In einer grossen Schau zeigt das Museum jene Werke, die ihm aus der ganzen Schweiz nach der Bombardierung Schaffhausens geschenkt wurden. Mit einer würdigen Vernissage wurde sie am Freitag im Münster eröffnet.

Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamts für Kultur, war die Hauptrednerin. Die Ausstellung sei ein ganz besonderer Anlass, weil sie einer Kata-strophe gedenke, aber auch die Freude über die spontane Solidarität der ganzen Schweiz zeige. Die Spendenaktion sei aber noch mehr gewesen – nämlich ein Bekenntnis zur Kultur und ihrer Rolle für eine Gesellschaft und ihre Identität. Das zeige sich unter anderem daran, dass heute Kulturgüter in Konflikten bewusst zerstört würden. Auch die weltweiten Reaktionen auf den Brand der Kirche Notre Dame bewiesen, wie sehr der Verlust eines Kulturgutes Betroffenheit auslösen könne. Chassot verwies in diesem Zusammenhang auch auf die vom Bundesrat anfangs März verabschiedete Strategie zum ­Erhalt des kulturellen Erbes. Sie sei ein Zeichen für das Engagement der Schweiz in diesem Bereich. Gerade auch unter diesen Gesichtspunkten sei die Schaffhauser Ausstellung besonders wichtig. Chassot dankte zum Schluss auch den damaligen Spendern.


Spürbare Betroffenheit

Mit Museumsdirektorin Katharina Epprecht, Stadtrat Raphaël Rohner und Regierungsrat Christian Amsler hatten zuvor drei Schaffhauser der Katastrophe gedacht. Allen dreien war die Betroffenheit über den Schlag, der Schaffhausen getroffen hatte, auch 75 Jahre später noch anzumerken. Epprecht dankte zudem dem ganzen Team, das die grosse Schau erst ermöglicht hatte.

Schaffhausen sei damals, so Rohner, doppelt ins Herz getroffen worden – durch die Schäden und die vielen Opfer, aber auch durch den Verlust unschätzbarer Kulturgüter. Amsler seinerseits wies unter anderem auf die bittere Ironie der Geschichte hin: Ausgerech- net die Befreier vom Naziregime über Europa seien unversehens zu einer Bedrohung für die Stadt geworden. Die Spenden von damals seien auch eine Verpflichtung gewesen, neue Brücken zu bauen – gerade für den Grenzkanton Schaffhausen.

In einem bunten und humorvollen Wechselspiel gingen schliesslich die Kuratoren Daniel Grütter und Andreas Rüfenacht auf die Ausstellung ein. Sie sei auch eine Schau der Geschichte des Museums. Sie feiere aber auch den Aufbruch, den die zahlreichen Geld- und Kulturspenden, die als Reaktion auf das Bombardement eingegangen seien, erst richtig ermöglicht hätten – eine Chance, die damals von den Zuständigen aber auch wahrgenommen worden sei, indem die Sammlung zielgerichtet erweitert worden sei.