Nach dem Brand in der Notre-Dame ist die Solidarität riesig. Bereits wurden Hunderte Millionen Euro für den Wiederaufbau der Kathedrale gespendet. Auch Schaffhausen will sich beteiligen.

von Isabel Heusser

Der Plan ist ehrgeizig: Pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 soll die Notre-Dame wiedereröffnet werden, verkündete der französische Präsident Emmanuel Macron. Zehn Tage nach dem verheerenden Brand in der 800 Jahre alten Kathedrale haben die Sicherheitsarbeiten begonnen, danach soll der Wiederaufbau folgen. Wie hoch die Kosten dafür sein werden, ist aktuell nicht klar; die Rede ist von bis zu einer Milliarde Euro. Fest steht hingegen: Die Solidarität nach dem Brand ist gross. Aus der ganzen Welt treffen Spendenversprechen ein, eine dreistellige Millionensumme soll allein von der französischen Unternehmerfamilie Arnault kommen. Die Gelder, die für die Kirchen zusammenkommen, sind aber auch umstritten: Soll man für eine Kirche spenden, wenn doch in Kriegsgebieten oder nach Umweltkatastrophen ebenfalls viel Geld benötigt wird?

In Schaffhausen lautet die Antwort: ja. Gestern haben der Museumsverein und das Museum zu Allerheiligen einen Solidaritätsanlass in der Rathauslaube durchgeführt, an dem Spenden für die Notre-Dame gesammelt wurden. Auch Schaffhausen habe einst grosse Solidarität erfahren dürfen, erklärte Kulturreferent Raphaël Rohner: nach der irrtümlichen Bombardierung Schaffhausens durch die Amerikaner im Jahr 1944. «Einen wesentlichen Anteil an der Überwindung dieses für Schaffhausen dramatischen Ereignisses hatte die Solidaritätswelle, welche die Schaffhauser Bevölkerung nicht nur aus der Region selbst, sondern aus der ganzen Schweiz und international erfahren durfte.» In diesen Tagen befindet sich das Museum im Endspurt zur Ausstellung «Kunst aus Trümmern. Schweizer Kulturspenden nach der Bombardierung Schaffhausens 1944», die am 17. Mai eröffnet wird. «Katastrophen können und sollen nicht verglichen werden», so Rohner. «Verglichen werden kann jedoch das Bedürfnis der Menschen, wenigstens mit einem symbolischen Akt der Solidarität auf die eigene Betroffenheit zu reagieren und Trost zu spenden.»