Die Schaffhauser Jazzpianistin Irène Schweizer konnte am Donnerstag im Theater Gessnerallee den Kulturpreis des Kantons Zürich entgegennehmen.

von Mark Liebenberg

Die Schweizer Jazzlegende Irène Schweizer ist nicht nur Trägerin des diesjährigen Schweizer Musikpreises, sondern auch der höchsten Auszeichnung, die der Kanton Zürich im Bereich Kultur zu vergeben hat. Dass der vom Zürcher Regierungsrat verliehene und mit 50 000 Franken dotierte Kulturpreis des Kantons Zürich 2018 an sie geht, war im Januar bekannt geworden. Die Preisverleihung am Donnerstag fand unweit von Schweizers langjährigem Wohnort in der Stadt Zürich statt, im Theater Gessnerallee.

Den eindrücklichen Weg vom klavierspielenden «Fräulein Schweizer» aus Schaffhausen zur Ikone des europäischen Free Jazz zeichneten Regierungsrätin Jacqueline Fehr und Patrick Landolt, Verleger von Intakt Records und Wegbegleiter, nach.

«Sie hat ihre Freiheit genutzt und schuf so neue Freiheit für andere. Vor ihrer Eigenständigkeit ziehe ich den Hut.»

Jacqueline Fehr, Zürcher Regierungsrätin

Als Frau in der Männerdomäne des Jazz, als Vorkämpferin für Feminismus und als Antiapartheidkämpferin der ersten Stunde schilderte Fehr die 77-Jährige. In ihrem Freiheitsdurst sei Schweizer eine Pionierin und Mutmacherin für so viele geworden. «Vor ihrer Eigenständigkeit ziehe ich den Hut», sagte Fehr. Als jene Musikerin, welche «das europäische Klavier afrikanisiert» habe, würdigte Landolt die Jazzerin.

Schweizer bedankte sich für die Laudationes mit den Worten: «So viel Lob auf einmal macht mir ja fast Angst.» Sie sagte, es sei ein bewusster Entscheid gewesen, dass sie heute nicht selbst in die Tasten greife. Stattdessen spielte das rein weibliche Trio der Basler Saxofonistin Sarah Chaksad, die unter anderem als Kuratorin der Schaffhauser Jazz­gespräche bekannt ist. So wurde die Flamme des weiblichen Jazz an eine jüngere Generation weitergereicht.

Zum Festakt gekommen waren neben Grössen aus der Schweizer Jazzszene auch eine Delegation aus Schweizers Heimatstadt, angeführt von Stadtpräsident Peter Neukomm, Kulturreferent Raphaël Rohner und Jazzfestival-Chef Urs Röllin. Angesichts von so viel Präsenz aus der Munotstadt bemerkte die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr lakonisch: «Also, sie gehört schon auch ein wenig uns!»

Auch die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch und alt Bundesrat Moritz Leuenberger erwiesen der «Grand Old Lady» des Schweizer Jazz die Ehre.