Wirre Striche auf Blättern am Boden, durch Crowdsourcing entstandene, durch Oszilloskope gejagte Zeichnungen - in der Vebikus Kunsthalle wurde ein spezielles Kunstprojekt gestartet.

von Wolfgang Schreiber

Galerist Jordanis Theodoridis von Eschlikon/TG, mit seiner Dogge Idda, war am Freitagabend nur einer von vielen Vernissagebesuchern, die von «auswärts» nach Schaffhausen gekommen waren. Sie wollten sehen, was die von Sonja Gasser projektierte und kuratierte Ausstellung «Die Lücke – Systemfehler durch Irrtum und Defekt» in der Vebikus Kunsthalle zu bieten hat. Ein uralter Telefonhörer an der Wand, aus dem die sprechende Uhr verfremdet tönt; durch Crowdsourcing entstandene, dank Programmierung durch Oszilloskope gejagte Zeichnungen; ein Gemälde, das ein Flimmern vor den Augen hervorruft; kaum erkennbare, individuelle Porträts von Personen auf pink-monochrom gestalteten Gipsplatten; schwarze und rote Linien auf Blättern, die am Boden ausgebreitet sind: Die Ausstellung hat viel zu bieten.


Eine Art Wanderausstellung

Davon überzeugten sich am Freitagabend an der Vernissage auch zahlreiche Besucher aus der Region, unter ihnen Stadtrat Raphaël Rohner und der Kulturbeauftragte des Kantons, Roland E. Hofer. Sie alle sind von Vebikus-Kuratorin Leo Bettina Roost begrüsst worden. Sie wird auch, zusammen mit Andreas Lüthi, am 15. März Besucher durch die Ausstellung führen.

Sonja Gasser, Kuratorin aus Zürich, stellte nicht nur die sieben Künstlerinnen und Künstler und ihre ausgestellten Werke vor. Sie erklärte auch, warum die Vebikus Kunsthalle, mit Katharina Bürgin als hilfsbereite Ansprechpartnerin, die erste Station dieses speziellen Kunstprojekts ist. «Wir freuen uns, dass die Vebikus Kunsthalle sich auf unser Projekt eingelassen hat,» sagte Sonja Gasser. Die zweite Station der Ausstellung wird am 20. April das Kunsthaus L6 in Freiburg im Breisgau sein. Am 5. Oktober werden die Werke der «Lücke» in der Villa Renata in Basel eingerichtet.


Ausschuss oder Kunstwerke

Die Frage, was passiert, wenn sich in einem geordneten Ablauf plötzlich eine Abweichung einschleicht, hat Kuratorin Sonja Gasser gestellt. Der Künstler Jean-Claude Houlmann (1972, Basel und Lörrach) hat diese Frage spontan interessiert. Anlässlich einer Ausstellung in Weil am Rhein sind Houlmann und Gasser übereingekommen, dieses Thema aufzugreifen und befreundete Künstler einzuladen. Rasch sei auch klar gewesen, dass man die Arbeiten zuerst in einem Industriegebäude ­ausstellen möchte, dann in einem White- Cube-Kunstraum und schliesslich in einem Wohngebäude, in einer Villa.

Beim Stottern eines ansonsten geordneten Ablaufs entsteht lästiger Ausschuss und Abfall. Ganz anders verhält es sich offensichtlich, wenn sich Künstlerinnen und Künstler dieses Geschehens annehmen. Felix Baudenbacher, Anja Braun, Ted Davis, Jean-Claude Houlmann, Claudia Kübler, Gerda Maise und Fredéric Pagace setzen das Thema «Lücke» in ästhetisch schöne, oft auch verblüffende Kunstwerke um, die bis zur Finissage am 8. April unbedingt einen Besuch wert sind.

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Erinnert sich Idda, die Deutsche Dogge, in der Vebikus Kunsthalle an die Bilder, die ihr Herrchen, Galerist Jordanis Theo­doridis, einst ausgestellt hat? Bild: Selwyn Hoffmann