Der Fall Schulhaus Alpenblick, der sich seit letztem Herbst von der Mücke zum Elefanten mauserte, wurde von zwei neutralen Experten analysiert.
von Ramona Pfund
Zu spät öffentlich informiert
Im Bericht zu ihrem Aktenstudium, ihren Befragungen und ihrer Analyse fassten die beiden Experten die belegbaren Ereignisse sowie die zeitlichen Abläufe zusammen. Zur Diskussion stand in der Berichterstattung, dass die Väter der muslimischen Familien den weiblichen Lehrpersonen nicht die Hand geben wollten, ein dreijähriger Sohn auf einem Schulfest im letzten Sommer eine Spielzeugwaffe bei sich hatte, Familien sich öfter auf dem Schulhausplatz aufhielten und eine Tochter begann, ein Kopftuch zu tragen. Ein Interview dazu lehnte Stadtschulratspräsidentin Katrin Huber im letzten September ab und auch danach haperte die öffentliche Kommunikation bis zur Veröffentlichung der Protokolle des Stadtschulrates im letzten März.
Diese Erkenntnisse zogen auch Tobias Jaag und Markus Rüssli: «Die Schulbehörden haben grundsätzlich adäquat reagiert, auch wenn es aus heutiger Sicht wohl besser gewesen wäre, wenn der Stadtschulrat schon im September 2016 offener informiert hätte. Damit wäre die Sache mangels Relevanz wohl erledigt gewesen.» Zu einer Affäre entwickelte sich der Fall Alpenblick erst, als durch Verletzung der Schweigepflicht Besprochenes aus einer Stadtschulratsitzung an die Öffentlichkeit beziehungsweise in die Hände der Medien gelangte.
Wichtig für Kinder und Eltern des Schulhauses Alpenblick scheint das Fazit der Experten. Darin berichten sie, der Schulbetrieb sei in keiner Weise durch das «auffällige Verhalten» (Auszug aus dem Schulratsprotokoll) der beiden muslimischen Familen belastet gewesen. Abgesehen von der allfälligen Verletzung des Amtsgeheimnisses lägen keine Handlungen vor, die strafrechtlich oder administrativ sanktioniert werden müssten. «Eine Belastung hat sich dagegen für die Lehrpersonen durch die Medienberichterstattung ergeben», schreiben die Rechtsanwälte.
Lehren aus dem Fall ziehen
Katrin Huber ist froh, liegt der der Bericht nun vor: «Er zeigt die gleichen Einschätzungen auf, die auch der Stadtschulrat hatte.» Sie möchte nun gleich Anfang dieses Schuljahrs einen Strich unter die Sache ziehen, damit die Lehrpersonen im Alpenblick entlastet werden. Die Verletzung des Amtsgeheimnisses wird nicht weiter verfolgt, da bereits das Aufrollen der Ereignisse im Alpenblick sehr komplex waren und gemäss Katrin Huber weitere Abklärungen nicht zielführend seien: «Es handelt sich beim Stadtschulrat um gewählte Mitglieder, die eigentlich wissen, was ihre Verantwortung ist.» Bildungsreferent Raphaël Rohner wies daraufhin, dass es nun die Aufgabe des Stadtschulrates sei, entsprechende Folgerungen aus dem Bericht zu ziehen. Erste Schlüsse wurden bereits gezogen: Die Behörde bildet sich bald in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Protokollführung weiter.Der vollständige Bericht zum Schulhaus Alpenblick ist auf www.stadt-schaffhausen.ch unter News einsehbar.